Katherine Johnson
NASA-Mathematikerin & Pionierin der Raumfahrt
Geboren: 26.08.1918 in White Sulphur Springs, West Virginia, Vereinigte Staaten
Verstorben: 24.02.2020 in Newport News, Virginia, Vereinigte Staaten

Wer war Katherine Johnson?
Katherine Johnson, geboren am 26. August 1918 in White Sulphur Springs, West Virginia, war eine afroamerikanische Mathematikerin, deren brillante Berechnungen für die NASA das Rückgrat der frühen Raumfahrtmissionen bildeten. Sie gilt heute als eine der wichtigsten Wegbereiterinnen der US-Raumfahrt – und als Ikone im Kampf gegen Rassismus und Sexismus in der Wissenschaft.
Kindheit, Bildung & erste mathematische Leidenschaft
Katherine wurde als Katherine Coleman geboren, als Tochter von Joshua Coleman (Landwirt) und Joylette Coleman (Lehrerin). Ihre mathematische Begabung war früh offensichtlich – bereits mit zehn Jahren besuchte sie die Highschool. Später studierte sie Mathematik und Französisch am West Virginia State College und schloss mit 18 Jahren ab.
Sie war eine der ersten Afroamerikanerinnen, die an der West Virginia University ein Graduiertenstudium aufnehmen durften – ein Meilenstein in einer Zeit systemischer Rassentrennung. Ihre Vorbilder: die afroamerikanischen Mathematiker William Schieffelin Claytor und Angie Turner King.
Warum wollte Katherine Johnson für die NASA arbeiten?
In einer Zeit, in der Schwarze Frauen kaum Zugang zu wissenschaftlichen Karrieren hatten, träumte Katherine Johnson davon, Teil der Luft- und Raumfahrtforschung zu sein. 1953 begann sie bei der NACA, der Vorgängerin der NASA, im sogenannten „West Area Computing Unit“ – einer Abteilung ausschließlich für Schwarze Frauen, die komplexe Berechnungen durchführten, lange bevor Computer diesen Job übernahmen.
We will always have STEM with us. Some things will drop out of the public eye and go away, but there will always be science, engineering, and technology. And there will always, always be mathematics.
Johnsons bahnbrechenden Leistungen bei der NASA
Der Flug von John Glenn (1962)
John Glenn, der erste Amerikaner in einem Orbit um die Erde, vertraute nur Katherine Johnsons Berechnungen. Trotz des Einsatzes von Computern verlangte Glenn, dass „das Mädchen nachrechnet“ – gemeint war Katherine. Ihre präzise Arbeit rettete Missionen und Leben.
Berechnungen von Flugbahnen und Rückkehrwinkeln
Katherine war entscheidend an den Berechnungen der Flugbahnen von Alan Shepard, John Glenn und der Apollo-11-Mission beteiligt. Ihre Arbeit ermöglichte sichere Starts – und noch wichtigere: sichere Rückkehrwinkel zur Erde. Auch bei kritischen Berechnungen zur Mondlandung leistete sie Unersetzliches.
Beiträge zur Shuttle-Mission und Mars Projekte
Auch nach dem Mondflug war Johnson aktiv: Sie arbeitete an Shuttle-Programmen, dem Earth Resources Satellite und dem ersten Entwurf für eine Mars-Mission. Ihre mathematische Expertise bildete die Basis moderner Raumfahrtplanung.
Film über Katherine Johnson: „Hidden Figures – Unerkannte Heldinnen“
Die Oscar-nominierte Verfilmung „Hidden Figures“ (2016) brachte Katherine Johnsons Geschichte einem globalen Publikum näher. Der Film erzählt vom mutigen Einsatz dreier afroamerikanischer Mathematikerinnen bei der NASA – und davon, wie sie sich gegen doppelte Diskriminierung durchsetzten. Katherine wurde von Taraji P. Henson verkörpert. Der Film basiert auf dem gleichnamigen Buch von Margot Lee Shetterly.
Neben Katherine Johnson stehen zwei weitere herausragende Frauen im Fokus:
- Dorothy Vaughan (gespielt von Octavia Spencer): Mathematikerin und erste afroamerikanische Supervisorin bei NACA.
- Mary Jackson (gespielt von Janelle Monáe): Luftfahrtingenieurin und später Gleichstellungsbeauftragte bei der NASA.
„Hidden Figures“ zeigt eindrucksvoll die strukturellen Barrieren und die innere Stärke dieser Pionierinnen. Der Film wurde mehrfach preisgekrönt und gilt als Meilenstein in der Darstellung Schwarzer Frauen in den Naturwissenschaften.
Ethnische Zugehörigkeit & gesellschaftliche Hürden
Katherine Johnson war afroamerikanischer Herkunft und wuchs in einem stark von Rassentrennung geprägten Umfeld auf. Ihre Ausbildung war durch gesetzlich verankerte Diskriminierung erschwert – viele Schulen und Universitäten waren für Schwarze Menschen nicht zugänglich. Dass sie dennoch einen Hochschulabschluss erreichte, war eine Ausnahme.
Auch im Berufsleben bei der NASA erlebte sie systemischen Rassismus und Sexismus: getrennte Toiletten, getrennte Kantinen, und eine klare Hierarchie, die Schwarze Frauen an den Rand drängte. Sie durfte oft nicht einmal Meetings beiwohnen oder ihren Namen unter wissenschaftliche Veröffentlichungen setzen. Ihre Reaktion? Unbeirrbares Weiterarbeiten und das Vertrauen in die Qualität ihrer Arbeit. Ihr Leben steht exemplarisch für den Kampf Schwarzer Frauen um Anerkennung in weißen, männlich dominierten Wissenschaftsfeldern.
Johnsons Auszeichnungen & späte Würdigungen
Trotz jahrzehntelanger Unsichtbarkeit wurde Katherine Johnson später vielfach geehrt:
- Medal of Freedom (2015) – verliehen von Präsident Barack Obama, die höchste zivile Auszeichnung der USA.
- Zahlreiche Ehrendoktorwürden
- Das NASA-Computational Research Facility (CRF) wurde nach ihr benannt.
- Congressional Gold Medal
Bücher über und von Katherine Johnson
- „Reaching for the Moon“ – Autobiografie für junge Leserinnen
- „My Remarkable Journey“ – posthum veröffentlicht mit ihren Memoiren
- „Hidden Figures“ – Biografie von Margot Lee Shetterly, Vorlage für den Film
- Weitere Publikationen über ihr Leben erscheinen regelmäßig in naturwissenschaftlichen und feministischen Kontexten.
Familie & privates Leben
Katherine Johnson war zweimal verheiratet. Ihr erster Ehemann, James Francis Goble, starb früh an einem Hirntumor. Später heiratete sie James A. Johnson, mit dem sie bis zu seinem Tod verheiratet blieb.
Sie hatte drei Töchter – Joylette, Katherine und Constance – und mehrere Enkelkinder. Trotz voller beruflicher Karriere war ihr die Familie stets wichtig. Ihre Töchter beschrieben sie als „liebevoll, fordernd, inspirierend“.
Berühmte Zitate von Katherine Johnson
- „I don’t have a feeling of inferiority. Never had. I’m as good as anybody, but no better.“ ➪ „Ich habe kein Gefühl der Minderwertigkeit. Niemals gehabt. Ich bin so gut wie jeder andere – aber nicht besser.“
- „Girls are capable of doing everything men are capable of doing. Sometimes they have more imagination than men.“ ➪ „Mädchen sind in der Lage, alles zu tun, was Männer tun können. Manchmal haben sie sogar mehr Vorstellungskraft als Männer.“
- „Like what you do, and then you will do your best.“ ➪ „Liebe, was du tust – dann wirst du dein Bestes geben.“
- „Men don’t pay attention to small things.“ ➪ „Männer achten nicht auf Kleinigkeiten.“
- „We will always have STEM with us. Some things will drop out of the public eye and will go away, but there will always be science, engineering, and technology. And there will always, always be mathematics.“ ➪ „Naturwissenschaft, Technik, Ingenieurwesen und Mathematik werden uns immer begleiten. Manche Dinge verschwinden aus dem öffentlichen Bewusstsein, aber Wissenschaft, Technik und Mathematik wird es immer geben.“
- „Everything is physics and math.“ ➪ „Alles ist Physik und Mathematik.“
- „I counted everything. I counted the steps to the road, the steps up to church, the number of dishes and silverware I washed… anything that could be counted, I did.“ ➪ „Ich zählte alles – die Schritte zur Straße, die Stufen zur Kirche, die Anzahl der Teller und des Bestecks, das ich abwusch … alles, was man zählen konnte, zählte ich.“
- „In math, you’re either right or you’re wrong.“ ➪ „In der Mathematik hast du entweder recht oder du liegst falsch.“
- „Everything was so new — the whole idea of going into space was new and daring. There were no textbooks, so we had to write them.“ ➪ „Alles war so neu – die ganze Idee, ins All zu fliegen, war neu und gewagt. Es gab keine Lehrbücher, also mussten wir sie selbst schreiben.“
- „I liked working with smart people.“ ➪ „Ich mochte es, mit klugen Menschen zusammenzuarbeiten.“
- „I see a picture right now that’s not parallel, so I’m going to go straighten it. Things must be in order.“ ➪ „Ich sehe gerade ein Bild, das nicht gerade hängt – also gehe ich hin und richte es aus. Dinge müssen in Ordnung sein.“
- „You are no better than anyone else, and no one is better than you.“ ➪ „Du bist nicht besser als irgendjemand anderes, und niemand ist besser als du.“
- „Let me do it. You tell me when you want it and where you want it to land, and I’ll do it backwards and tell you when to take off.“ ➪ „Lass mich das machen. Sag mir, wann und wo du willst, dass es landet – und ich rechne es rückwärts, um dir zu sagen, wann du starten musst.“
- „You lose your curiosity when you stop learning.“ ➪ „Du verlierst deine Neugier, wenn du aufhörst zu lernen.“
- „We needed to be assertive as women in those days – assertive and aggressive – and the degree to which we had to be that way depended on where you were. I had to be.“ ➪ „Wir Frauen mussten damals durchsetzungsfähig sein – entschlossen und manchmal kämpferisch. Wie stark, hing davon ab, wo man war. Ich musste es sein.“
Tod & Vermächtnis von Katherine Johnson
Katherine Johnson starb am 24. Februar 2020 im Alter von 101 Jahren. Ihre Todesursache wurde nicht explizit bekannt gegeben, sie starb aber eines natürlichen Todes. Ihr mathematisches Vermächtnis lebt in jedem Navigationssystem der Raumfahrt weiter. Ihr Name steht heute synonym für Exzellenz, Beharrlichkeit und Gleichstellung.
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Auch unvergessen:
Bildquellen
- Katherine Johnson (1983) — Foto: NASA.
Lizenz: Public Domain.
Jetzt auf Wikimedia Commons ansehen.
Anpassungen: Hintergrund entfernt.
Textquellen
- Shetterly, Margot Lee (2017): Hidden Figures – Unerkannte Heldinnen. München: HarperCollins.
- Ignotofsky, Rachel (2018): Furchtlose Frauen, die nach den Sternen greifen: 50 Porträts faszinierender Pionierinnen. München: Suhrkamp.
- Brereton, Catherine (2017): Women Scientists in Math and Coding. London: Franklin Watts.
- NASA: Katherine Johnson Biography
- Frankfurter Allgemeine Zeitung (24.02.2020): Mathematikerin Katherine Johnson aus „Hidden Figures“ gestorben
- Spiegel (24.02.2020): Raumfahrt-Pionierin Katherine Johnson ist tot
- Deutsches Patent- und Markenamt: Apollos Frauen – Katherine Johnson
- n-tv (24.02.2020): Nasa-Pionierin Katherine Johnson ist tot














