Hatschepsut
Pharaonin mit Vision – baute Tempel statt Kriege
Geboren: ca. 1508 v. Chr. in Theben, altes Ägypten (heute: Luxor)
Verstorben: 16.01.1458 v. Chr. in Theben, altes Ägypten (heute: Luxor)

Wer ist Hatschepsut?
Hatschepsut, eine der bemerkenswertesten Herrscherinnen des Alten Ägypten, regierte im 15. Jahrhundert v. Chr. während der 18. Dynastie als Pharaonin – ein Titel, der in der Regel ausschließlich Männern vorbehalten war. Ihre Regentschaft dauerte über zwei Jahrzehnte, eine Zeit bemerkenswerter Stabilität, wirtschaftlicher Blüte und kultureller Höhepunkte. Doch ihre Nachwelt versuchte, sie zu löschen: Statuen wurden zerstört, ihr Name getilgt. Heute jedoch zählt Hatschepsut zu den berühmtesten Frauen der Geschichte – eine weibliche Pharaonin, deren Einfluss bis heute fasziniert.
Kindheit, Herkunft & Aufstieg zur Macht
Geboren um 1507 v. Chr. als Tochter des Pharaos Thutmosis I. und der Großen Königlichen Gemahlin Ahmose, war Hatschepsut von Beginn an Teil der königlichen Elite. Um die Thronfolge zu sichern, heiratete sie ihren Halbbruder Thutmosis II. Gemeinsam bekamen sie eine Tochter namens Neferure. Nach dem frühen Tod ihres Gatten übernahm sie zunächst die Regentschaft für ihren Stiefsohn Thutmosis III. Doch bald darauf ließ sie sich selbst zum Pharao krönen – als erste Frau in dieser Position, die sich in ikonografischer Form auch als solcher darstellte: mit königlichem Bart, Nemes-Kopftuch und der Doppelkrone.
Eine außergewöhnliche Pharaonin: Wie Hatschepsut regierte
Hatschepsuts Herrschaft war geprägt von Frieden, wirtschaftlichem Wohlstand und künstlerischem Aufschwung – ganz im Gegensatz zu den oft kriegerischen Eroberungszügen männlicher Pharaonen. Sie investierte gezielt in Infrastrukturprojekte, restaurierte Tempel, förderte den Handel und baute neue Heiligtümer. Besonders auffällig war ihre Politik der Selbstdarstellung: Sie inszenierte sich als göttlich legitimiert, als Tochter des Amun selbst – ein kluger Schachzug, um sich gegen Kritik als Frau auf dem Thron abzusichern.
Diplomatie, Handel & die sagenhafte Expedition nach Punt
Eines der größten politischen und wirtschaftlichen Highlights ihrer Regierungszeit war die Expedition ins sagenhafte Land Punt. Auf Reliefs in Deir el-Bahari ist festgehalten, wie Schiffe mit Weihrauch, Gold, Myrrhe und exotischen Tieren zurückkehrten – ein Zeichen ihrer ausgeklügelten Außenpolitik. Diese diplomatische Mission unterstreicht ihre strategische Weitsicht: Sie setzte auf Handelsbündnisse statt auf Kriege.
Familie & engste Vertraute
Neben ihrer Tochter Neferure spielte auch Senenmut, der königliche Architekt, eine wichtige Rolle in Hatschepsuts Leben. Es gibt Hinweise auf eine enge persönliche Beziehung zwischen beiden – möglicherweise auch eine Liebesbeziehung, wie spekulative Interpretationen nahelegen. Unbestritten ist jedoch seine Rolle als Gestalter ihrer gewaltigen Bauprojekte.
Djeser-Djeseru: Der Tempel als Symbol ihrer Macht
Ihr Totentempel Djeser-Djeseru in Deir el-Bahari ist das herausragende architektonische Vermächtnis ihrer Regentschaft. Errichtet an einem dramatischen Felsenhang am Westufer des Nils, gilt der dreistufige Terrassentempel als architektonisches Meisterwerk der Antike. Djeser-Djeseru bedeutet „Heiligstes der Heiligen“ – ein passender Name für ein Monument, das ihre göttliche Herkunft und politische Macht gleichermaßen inszeniert. Auf den Wänden finden sich Darstellungen ihrer Geburt, der göttlichen Legitimation ihrer Herrschaft und der Expedition ins sagenhafte Punt.
Auslöschung durch die Nachwelt & Rekonstruktion ihres Gesichts
Thutmosis III. ließ Jahrzehnte nach Hatschepsuts Tod ihre Darstellungen aus Tempeln und Inschriften entfernen. Dies wurde lange als bewusster Akt der Rache gedeutet, könnte aber auch einem Bedürfnis nach dynastischer Klarheit entsprungen sein: eine Frau als Pharao passte nicht in die patriarchalisch geprägte Erzählung der ägyptischen Königshistorie. Diese gezielte Auslöschung erklärt auch, warum spätere Generationen lange nichts über ihre Leistungen wussten – und warum eine aufwendige Rekonstruktion ihres Erscheinungsbildes nötig wurde. Dank moderner forensischer Methoden konnte Hatschepsuts Gesicht rekonstruiert werden. CT-Scans und Schädelvermessungen ermöglichten ein realistisches Bild: stark, energisch, mit weiblichen Zügen – ein Spiegelbild ihrer einzigartigen Machtrolle in einer männerdominierten Welt.
Wo ist Hatschepsut gestorben?
Hatschepsuts Grab KV20 im Tal der Könige wurde ursprünglich auch für ihren Vater Thutmosis I. geplant. Es zählt zu den ältesten und tiefsten Gräbern des Tals. Lange war unklar, wo sich ihre sterblichen Überreste befanden – denn ihr Name wurde nach ihrem Tod systematisch ausgelöscht. Erst moderne Forschung brachte Licht ins Dunkel.
Im Jahr 2007 identifizierten ägyptische Forscher um Zahi Hawass Hatschepsuts Mumie – überraschend nicht in ihrem Grab, sondern im Grab ihrer Amme Sitre-In. Ein abgebrochener Zahn, gefunden in einem Kanopengefäß mit ihrem Namen, passte exakt in die Zahnlücke der Mumie. Untersuchungen ergaben Hinweise auf Knochenkrebs, Diabetes und eine Infektion – mögliche Ursachen ihres Todes.
Hatschepsut, Nofretete & Kleopatra im Vergleich
Kleopatra, Nofretete und Hatschepsut gelten als die drei bekanntesten Herrscherinnen des Alten Ägypten – doch ihre Rollen unterscheiden sich. Kleopatra kämpfte gegen Rom, Nofretete wurde durch ihre Büste weltberühmt – aber Hatschepsut war es, die Ägypten über Jahrzehnte stabil regierte und sich vollwertig als Pharao etablierte.
Hatschepsuts Vermächtnis
Hatschepsut war mehr als nur eine Frau auf dem Thron – sie war eine visionäre Staatsfrau, die Ägypten mit diplomatischem Geschick und wirtschaftlicher Weitsicht regierte. Ihre Entscheidung, sich als göttlich legitimierte Herrscherin darzustellen, war ein strategischer Schachzug, um Akzeptanz zu erlangen – und sie hatte Erfolg. Unter ihrer Führung wurde das Land stabiler, reicher und kulturell selbstbewusster.
Ihr Tempelbau in Deir el-Bahari zählt bis heute zu den eindrucksvollsten architektonischen Leistungen der Antike. Die Expeditionen nach Punt zeugen von ihrem Innovationsgeist und ihrer Bereitschaft, neue Wege zu gehen. Ihre Regentschaft war geprägt von Frieden und kulturellem Aufschwung – ein seltenes Phänomen in einer Epoche, in der Macht oft durch militärische Stärke definiert wurde.
Hatschepsut war eine Herrscherin, die nicht durch Gewalt, sondern durch Intelligenz, Weitblick und einen ausgeprägten Sinn für politische Inszenierung regierte. Sie gilt heute nicht nur als eine der erfolgreichsten Pharaoninnen, sondern als Symbol weiblicher Macht – im Alten Ägypten und darüber hinaus.
* Dein Kauf stärkt feministische Projekte
Einige der Links auf dieser Seite sind sogenannte Affiliate-Links. Als Amazon-Partner verdiene ich an qualifizierten Verkäufen. Wenn du über einen dieser mit „(Werbung*)“ gekennzeichneten Links einkaufst, erhalte ich vom jeweiligen Anbieter eine kleine Provision – für dich entstehen dabei keine Mehrkosten. Das Beste daran: Alle Provisionen werden an feministische Projekte gespendet. Support mit Wirkung – ganz einfach!
Auch unvergessen:
Bildquellen
- Seated Statue of Hatshepsut — Foto: Metropolitan Museum of Art.
Lizenz: CC0.
Jetzt auf Wikimedia Commons ansehen.
Anpassungen: Hintergrund entfernt.
Textquellen
- Cooney, K. (2020): „Ägyptens Königinnen: Als Pharao eine Frau war“. In: National Geographic.
- Semling, A. (o. J.): „Hatschepsuts Grab im Tal der Könige“. In: Mein-Altägypten.de.
- Antiquity (2025): „Reconstructing shattered visage of Queen Hatshepsut“. In: Antiquity.ac.uk.
- Rattini, K. B. (2021): „Wer war Hatschepsut?“. In: National Geographic.
- Deutschlandfunk (2017): „Vor 10 Jahren Mumie identifiziert: Hatschepsut, die Pharaonin“. In: Deutschlandfunk.de.
- National Geographic Deutschland (o. J.): „Kriegerkönigin – Ganze Folge | Tal der Könige: Ägyptens verlorene Schätze“. In: YouTube.














